Stimmbildung

Deine Stimme – Dein Instrument

Die Stimme ist nicht nur das erste, sondern auch das unmittelbarste Instrument mit dem du „spielen“ kannst, sie steht uns zu jeder Zeit und an jedem Ort zur Verfügung. Dein Körper IST dein Instrument und du kannst lernen und üben, ihn für deine Bedürfnisse einzusetzen, genauso wie du lernen solltest, auf die Bedürfnisse deines Körpers zu achten. Alle Sängerinnen und Sänger, alle StimmarbeiterInnen und VielsprecherInnen sollten daher die Gelegenheit zur „Stimmbildung“ wahrnehmen, sei es in Form von Gesangsunterricht, Sprechtraining, Atemtraining, oder Stimmgesundheits-Coaching.

Die Stimme und die damit verbundene Ausdrucksmöglichkeit ist das Kapital eines Sängers oder einer Sängerin und aller Menschen in Sprechberufen, und ein Geschenk, das niemand leichtfertig aufs Spiel setzen sollte. Die Beschäftigung mit deiner eigenen Stimme ist auch immer eine Reise zu dir selbst. Bei keinem anderen Instrument liegt die Bedeutung von Stimme und Stimmung so nah beieinander – ist man verkrampft oder angeschlagen, geht es dem Körper oder der Seele nicht gut, wird sich das auch bei geübten und professionellen Sängerinnen und Sängern immer auf den Klang der Stimme auswirken.

Wer dann eine gute Gesangs- oder Sprechtechnik zur Verfügung hat und um die Zusammenhänge und Körperfunktionen weiß, kann in jedem Fall oft noch ein akzeptables Ergebnis erzielen, ohne der Stimme und dem Körper zu schaden. Am schönsten und befriedigendsten ist es natürlich, wenn du alle Stimmfunktionen und erarbeiteten Techniken dazu verwenden kannst, deiner Persönlichkeit und deinen musikalischen Ideen unbeschwert Ausdruck zu verleihen.

Der erste Schritt zu einer gesunden und belastbaren Stimme ist deshalb immer die Vorbereitung des Körpers auf die von ihm geforderte Höchstleistung beim Singen und professionell Sprechen. Kein Sportler würde ein Training oder einen Wettkampf ohne körperliches oder mentales Aufwärmen antreten und so sollte es auch diesen Menschen zur Gewohnheit werden, vor den eigentlichen Stimmübungen und der Arbeit an Techniken und Songs, erst recht vor Konzerten oder Aufnahmen, den Körper zu lockern und die verschiedensten, für das Singen und Sprechen wichtigen Bereiche, auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Diese Vorbereitung bezieht sich auf den ganzen Menschen und sollte immer mit der nötigen Konzentration und Achtsamkeit durchgeführt werden.

Singen hält gesund, stärkt das Immunsystem, verlängert das Leben und macht klüger. Das haben Wissenschaftler verschiedener Universitäten und Musikpsychologen bei ihren Forschungen herausgefunden. Du kannst dir und deinem Körper also nichts besseres tun, als so viel wie möglich zu singen.

Aber Sängerinnen und Sänger, sowohl im klassischen, als auch im nicht-klassischen Bereich, die häufig und ausdauernd körperliche Hoch- und Höchstleistungen abrufen müssen, sollten sich bewusst sein, dass sie sich immer angemessen um die Ausbildung und Pflege ihres Instruments kümmern müssen. Ist der Körper krank, so kann auch die Stimme nicht optimal funktionieren. Ist der Körper geschwächt oder müde, wirkt sich das immer auch auf den Klang und die Belastbarkeit der Stimme aus. Auch zu üppiges oder scharfes Essen, Alkohol, Rauchen und andere Drogen schaden der Stimme.

Da deine Gesundheit und deine körperliche und seelische Fitness für deine Tätigkeit als SängerIn oder SprecherIn, egal ob Profi oder Amateur, von größter Bedeutung sind, ist es durchaus wichtig, dich über die Pflege der gesunden Stimme („Stimmhygiene“) und die Heilungsmöglichkeiten bei angeschlagener oder kranker Stimme zu informieren. All dies gehört zu einer bewussten, achtsamen und nachhaltigen Stimmbildung, ebenso wie „Warm-Ups“ für Körper und Stimme.

Nicht immer werden deine Mitmenschen, wie Bandkollegen, Chormitglieder (leider auch der eine oder andere Chorleiter) oder Tontechniker dafür genügend Verständnis aufbringen, aber für SängerInnen und SprecherInnen sollte diese Aufwärmzeit ebenso selbstverständlich sein, wie die Aufwärmübungen der Instrumentalisten, das sorgfältige Stimmen ihrer Instrumente oder das Aufziehen frischer Saiten.